Zwischen 1992 und 2019 waren durchschnittlich nur 13 Prozent der Verhandlungsführenden weiblich, obwohl Studien belegen, dass eine Beteiligung von Frauen die Chancen auf einen nachhaltigen Frieden steigert und zu Abkommen führt, die mehr Regelungen enthalten, von denen Frauen und Männer gleichermaßen profitieren.
Quelle: Auswärtiges Amt
Es ist der 28. Februar 2022: Vor ein paar Tagen sind Putins Truppen in die Ukraine einmarschiert und haben ihren Angriffskrieg begonnen – nun verhandeln die Delegationen aus Russland und der Ukraine. An den Verhandlungstischen: ausschließlich Männer.
Dieses Bild ist keine Seltenheit: Gerade einmal 6% der Unterzeichnenden von Friedensverträgen sind Frauen. Schließlich werden die Verhandlungen meist von jenen geführt, die ihre Interessen mit Waffengewalt durchsetzen wollen – also Männern.
Putin kann man getrost als Gipfel toxischer Männlichkeit bezeichnen, und doch ist er mit seinem Machogehabe, seiner Unterdrückung von Frauen und Minderheiten im eigenen Land bei weitem nicht alleine. Mit der Ukraine richtet sich diese Aggression bei ihm auch gegen ein anderes Land. Wie sehr hier Misogynie und Fantasien imperialer Macht zusammenhängen, zeigt sich nicht zuletzt in der Art, wie Putin über die Ukraine spricht.
Was aber kann die feministische Außenpolitik dem allem entgegensetzen?
Hinter dem Begriff der feministischen Außenpolitik verbirgt sich nicht nur das Ziel, die Gleichberechtigung der Geschlechter zu erreichen, Frauen zu fördern und ihre Menschenrechte zu verteidigen: Bei einer feministischen Außenpolitik steht die Sicherheit von Menschen im Vordergrund.
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Wir haben uns von Putins Russland viel zu abhängig gemacht
Der Sicherheitsbegriff, der in der traditionellen Außenpolitik lediglich militärische und nationalstaatliche Sicherheit umfasst, wird dadurch erweitert, toxische Männlichkeit und patriarchale Strukturen in den internationalen Beziehungen nicht länger akzeptiert.
Genau hier wurde in der Außen- und Sicherheitspolitik in den letzten Jahren und Jahrzehnten viel versäumt, wie ich im Gespräch mit der Tagesschau deutlich gemacht habe. Gleichzeitig haben wir uns von Putins Russland viel zu abhängig gemacht – und das rächt sich jetzt.
Ob wir diesen Krieg mit einer feministischen Außenpolitik hätten verhindern können, lässt sich nicht sagen. Klar ist, dass wir mit mehr weiblicher Beteiligung in unserer Außenpolitik in einer weniger gewaltvollen Welt leben würden – das habe ich auch in einem Interview mit dem WDR (nicht mehr online verfügbar) herausgestellt. Und klar ist, dass wir gerade in diesen Krisenzeiten eine feministische Außenpolitik mit ganzer Kraft verfolgen müssen, um Männern wie Putin entgegenzuwirken.
Für einen dauerhaften Frieden in der Ukraine sollten in jedem Falle Frauen und alle, die unter dem Konflikt gelitten haben, am Verhandlungstisch sitzen und bei friedensschaffenden Maßnahmen einbezogen werden.
Putins Russland ist derzeit auf der Weltbühne weitgehend isoliert – das hat die UN-Resolution zum Krieg in der Ukraine gezeigt, die mit überwältigender Mehrheit angenommen wurde.
Dennoch wird militärische Aggression in unserer Welt nach wie vor von vielen als legitimes Mittel der Politikgestaltung angesehen. Eine feministische Außenpolitik verschließt davor nicht die Augen. Aber sie versucht, diese Realität zu verändern.