Für den Frieden in den Konflikt
Für den Frieden muss man manchmal in den Konflikt gehen – und ich bin bereit, das zu tun.
Wie schaffen es Menschen nach einem Krieg, wieder in Frieden zusammenzuleben? Diese Frage beschäftigt mich in meinem ganzen beruflichen Leben.
Indem Menschen sich, gegen alle Widerstände, für einen alternativen, einen gewaltfreien Umgang mit Konflikten stark machen. Und andere dafür begeistern.
Indem sie Bündnisse knüpfen, auch mit Akteuren, die ihnen zunächst fremd sind. Mit Militärs oder mit Menschen anderen Glaubens. Getragen von dem gemeinsamen Ziel, Frieden zu schaffen, vereint in einer langen Diskussion über den Weg dorthin. Das war eines der Ergebnisse meiner Doktorarbeit zu den Friedenszonen in Mindanao.
Indem sie gemeinsam und abseits jeglicher Ideologien die Probleme des Alltags lösen, an denen sie alleine scheitern. Der Bau einer Schule, die Verteilung von Brunnen, das Anwerben von Unternehmen. Das habe ich oft beobachtet bei meiner Feldforschung auf den Philippinen und in Liberia.
Indem wir gemeinsam Strukturen aufbauen, in denen alle mitgestalten können und es keine Notwendigkeit mehr gibt, sich zu radikalisieren. Und indem wir diejenigen stärken, die sich das noch nicht zutrauen.
Das gilt anderswo genauso wie vor unserer Haustür. Das habe ich 2016 begriffen, als die AfD in Lichtenberg plötzlich 20% der Wählerstimmen gewann. Und ich mich entschieden habe, selbst aktiv in die Politik zu gehen. Erst als Kreisvorsitzende, dann als Direktkandidatin für den Bundestag und zuletzt als Kandidatin für das Europäische Parlament.
Europa ist der Beweis, dass man Frieden lernen kann. Unsere Geschichte gibt vielen Menschen Hoffnung, weltweit. Ich bin nicht bereit zu akzeptieren, dass Autokraten und Ewiggestrige das kaputt machen. Für den Frieden gehe ich mit ihnen gerne in den Konflikt. Vor meiner Haustür, in ganz Europa und weltweit.
Aber unsere Politik in Europa hat auch Einfluss auf die Krisen dieser Welt: wenn wir Waffen an Kriegstreiber liefern, wenn die Klimakrise die Ärmsten trifft, wenn Frauen wieder nicht am Verhandlungstisch sitzen und wenn Diktatoren uns wegen schlechter Flüchtlingsdeals erpressen. Ja, für den Frieden müssen wir in solchen Situationen den Konflikt suchen und klare Kante zeigen.
Dafür streite ich heute im Europäischen Parlament.