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Nicht meine Heimat! – Ein Tweet und ein Shitstorm für mehr Vielfalt

Was ein Morgen! Da klapp‘ ich meinen Rechner auf und die Männer-Riege des Bundesministerium des Innern, über die ich mich am Vorabend über Twitter beschwert habe, hat sich überall im Netz verteilt. Ihr seid großartig! Warum ich das gepostet habe?

Weil es die Absurdität der Heimatdebatte, wie sie in Deutschland gerade geführt wird, so krass auf den Punkt bringt. Heimat ist da, wo ich mich zu Hause fühle – nicht in einem Ministerium. Für mich entsteht Heimat jeden Tag neu. Wenn ich den immer gleichen Weg mit dem Rad zur Arbeit fahre, wenn der Bäckersmann grüßt, wenn ich mich mit Freunden und Fremden politisch oder im Sportverein engagiere, wenn Aktham, der seit Jahren in Berlin als Journalist arbeitet, abends auf ein Bier vorbeikommt. Wenn ich am Alexanderplatz vorbeifahre und denke, ich liebe diese Stadt. Wenn mich jemand auf einer Auslandsreise fragt wo ich herkomme, und ich sage Europa…

Heimat ist nichts starres unveränderliches, sondern eben genauso faszinierend, bunt und wandelbar wie unser Leben. Heimat ist, was wir draus machen. Heimat sind die Menschen, mit denen wir zusammen leben. Und in meinem Fall sehen die eben ganz anders aus, als diese Führungsmannschaft. Im Falle der Führungsmannschaft auch, hoffe ich zumindest für sie. Das wäre ein ziemlich trostloser Männerbund…

Ja, und dann ist da das offensichtliche Gender- und Vielfaltsthema. Den ein oder anderen bissigen Kommentar zur Beteiligung von Frauen in der Politik, bis hinunter in die Kommunalpolitik, habe ich ja schon verfasst. Und auch viele SPD geführte Ministerien sind nicht ausgeglichen besetzt, weder im Bezug auf Geschlecht noch auf Vielfalt. Aber – bei allen Recherchen, die ich angestellt habe – so eine absurde Misrepräsentation ist mir noch nie untergekommen. 0 Frauen, 0 Menschen mit Migrationshintergrund, 1 Mensch unter 60 (zumindest unter den namentlich erwähnten Staatssekretären). Und ziemlich viele Bayern. Ich mag Bayern, vor Allem die Berge. Aber was würden denn die Bayern sagen, wenn demnächst ihr Heimatministerium mit 9 Nordlichtern besetzt würde? Und: Ist das denn keinem aufgefallen, spätestens beim Fotoshooting? Nun ist das Bild ja runter von der Seite. Klassische Methode der Frauen- und Diversityförderung, denkt da der Zyniker. Wenn man das Problem nicht mehr sieht, isses auch nicht mehr da. So einfach ist es leider nicht, liebes Bundesministerium des Innern.

Wir können uns gerne weiter streiten, was Heimat heißt und wo bitte die sein soll. Das hier ist sie jedenfalls nicht. Und offensichtlich stehe ich mit dieser Meinung nicht allein da. Auch wenn die Trolle sich gerade ordentlich austoben. Danke Euch Allen, die ihr das geteilt habt und munter weiter kommentiert ❤️ .

Update: Alle Männer wieder da. Gleichstellung im Heimatministerium gibts erst 2025. Alles gut so, bitte nicht aufregen, schnell weitergehen. Oder so. http://www.faz.net/…/innenministerium-wehrt-sich-gegen-shit…

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