Am 13. März 2025 fand in Berlin-Lichtenberg der 3. Campus-Abend statt – eine Veranstaltung zum 35. Jahrestag der ersten freien Volkskammerwahl in der DDR. Organisiert von der Robert-Havemann-Gesellschaft, dem Stasi-Unterlagen-Archiv im Bundesarchiv und dem Förderverein Campus für Demokratie, in dem ich mich als Vorstandsvorsitzende engagiere, stand der Abend im Zeichen der historischen Bedeutung dieser Wahl und ihrer Relevanz für die Gegenwart.
Die Volkskammerwahl 1990: Ein demokratischer Meilenstein auf dem Weg zur Einheit
Die Volkskammerwahl am 18. März 1990 war ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur deutschen Einheit. Zum ersten Mal konnten die Bürgerinnen und Bürger der DDR in einer freien, gleichen und geheimen Wahl über ihre Zukunft entscheiden. Die Wahlbeteiligung lag bei 93,4 %, was das große Bedürfnis nach Demokratie und politischer Mitbestimmung eindrucksvoll unterstrich.
Mit ihrer Stimmabgabe votierte die Mehrheit für eine schnelle Wiedervereinigung mit der Bundesrepublik Deutschland, was den politischen Prozess erheblich beschleunigte. Die neu gewählte Volkskammer unter Lothar de Maizière leitete in den folgenden Monaten wichtige Maßnahmen ein, darunter die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zum 1. Juli 1990 und schließlich den Beitritt der DDR zur BRD am 3. Oktober 1990.
Diese Wahl war mehr als das Ende der SED-Diktatur. Sie markierte den Beginn eines demokratischen Systems, das von vielen mit hohen Erwartungen verbunden war. Gleichzeitig war sie eine Herausforderung, da politische und gesellschaftliche Umbrüche nicht automatisch zu stabilen demokratischen Strukturen führen. Die Erfahrungen aus dieser Zeit zeigen, dass Demokratie aktiv gestaltet werden muss, um langfristig Bestand zu haben.
Vergangenheit trifft Gegenwart: Was können wir aus 1990 für die Demokratie von heute lernen?
Der Abend begann mit einer Lesung, die die Atmosphäre der Umbruchzeit einfing. Auszüge aus „Unterwegs von Deutschland nach Deutschland“ von Günter Grass und „Und wir sind dabei gewesen“ von Christian Führer, vorgetragen von den Fördervereinsmitgliedern Patricia Holland Moritz und Bernd Albani, boten einen eindrucksvollen Einstieg in die Thematik.
Im anschließenden Gespräch mit Bundespräsident a. D. Joachim Gauck, der 1990 selbst Abgeordneter der frei gewählten Volkskammer war, Anna-Mira Brandau (Verfassungsblog) und Sabine Adler (Deutschlandradio) wurde der Bogen von den historischen Ereignissen zur Gegenwart geschlagen. Die Podiumsdiskussion beleuchtete die langfristigen Auswirkungen der Transformationsprozesse der 1990er Jahre auf das politische Klima in Deutschland, insbesondere im Osten. Dabei wurden zentrale Fragen diskutiert:
- Hätte die Wiedervereinigung langsamer und gleichberechtigter gestaltet werden können?
- Wie prägen die Erfahrungen der Wendezeit das Vertrauen in demokratische Institutionen bis heute?
- Wie widerstandsfähig ist unsere Demokratie gegenüber aktuellen Herausforderungen, und wo zeigen sich ihre Schwachstellen?
Deutlich wurde, dass demokratische Werte und Institutionen nicht selbstverständlich sind, sondern immer wieder verteidigt und weiterentwickelt werden müssen. Joachim Gauck betonte eindringlich, dass Demokratie nur dann funktioniert, wenn sie aktiv gelebt wird – durch politisches Engagement, gesellschaftliche Teilhabe und eine wehrhafte Zivilgesellschaft, die sie schützt und stärkt.
Diskussion verpasst? Jetzt online nachschauen!
Für alle, die nicht vor Ort dabei sein konnten, gibt es eine Aufzeichnung der Veranstaltung zum Nachschauen.
Eine sehr vollständige Chronik der Ereignisse von 1989/1990 auf dem Weg zur Wiedervereinigung findet sich hier.
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