Europe on the ground

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Fake News schon zum Frühstück … und was man dagegen tun kann

Letzten Samstag habe ich gemeinsam mit der LAG Europa Berlin einen weiteren Europabrunch für Bürger*innen aus meinem Wahlkreis Berlin organisiert. Zum Thema “Fake News schon zum Frühstück … und was man dagegen tun kann“ hatte ich mit der deutsch-polnische Bürgerrechtlerin und Publizistin Katharina Nocun und dem Investigativjournalisten Kai Biermann zwei sehr kompetente Gesprächspartner*innen. So betreibt Katharina Nocun seit 2021 den politischen Podcast „Denkangebot“ und publiziert Sachbücher zu digitalpolitischen Themen und Verschwörungstheorien. Kai Biermann ist als Journalist für die ZEIT tätig und beschäftigt sich dort v.a. mit den Themen IT-Sicherheit, Überwachungssoftware, Terrorismus und Geheimdienstarbeit.

Rechtspopulistische Bewegungen und Parteien sind in Deutschland und ganz Europa auf dem Vormarsch. Deswegen war es mir ein besonderes Anliegen, vor den anstehenden Europawahlen über das Thema Desinformationskampagnen und Propaganda aus dem rechten Lager zu sprechen. Aus dem Gespräch erfuhr ich, dass ein Drittel der Bevölkerung offen für Verschwörungstheorien ist –unabhängig davon, wie transparent Politik oder Wissenschaft arbeiten. In einer immer komplexer werdenden innen- und außenpolitischen Lage liefern diese Theorien den Menschen einfache Erklärungsmuster, oft gestützt auf eindimensionale Schuldzuweisungen. Dabei können die Themen vielfältig sein: Corona, Klimakrise, Antisemitismus. Letzteres ist leider ein Thema, das sich laut Katharina Nocun in den Verschwörungstheorien mit anderen Inhalten vermengen kann.

Die Unterschiede: „Fake News“ und Desinformation

Meine Gäste grenzten unter anderem den Begriff „Fake News“ von Desinformation ab.

Bei ersteren kann es sich auch um unabsichtliche Falschmeldungen handeln. Diese können z.B. entstehen, weil auch Medien unter einem immer stärkeren Druck stehen, Informationen möglichst schnell zu veröffentlichen, sich diese aber in unübersichtlichen politischen Lagen oft nicht so schnell überprüfen lassen. Eine neu entstandene Textform im Journalismus ist deshalb die Rubrik „Was wir wissen – was wir noch nicht wissen“, um genau diesem Dilemma gerecht zu werden und Orientierung zu bieten.

Desinformation dagegen hat eine klare Agenda und zielt oft darauf ab, bestimmte Personen zu diskreditieren. Um den Ursprung solcher Kampagnen zu finden, sollte man sich daher immer fragen, wer davon profitieren könnte. Ich selbst wurde seit Anfang des Jahres Opfer einer strategischen Desinformationskampagne.

Wir sprachen auch darüber, was Politik konkret machen kann, um diesen Entwicklungen entgegenzutreten. Hier nur eine Auswahl der erwähnten Aspekte: Politik sollte dafür sorgen, dass die Menschen möglichst nicht in eine Situation geraten, die sie als Kontrollverlust empfinden. Genau eine solche Lage ist nämlich häufig der Nährboden für Verschwörungstheorien. In schwierigen Situationen sollte der Bevölkerung also Halt gegeben werden. Die Bedenken der Menschen sollten ernstgenommen und trotzdem darauf geachtet werden, sachliche Debatten zu fördern. Es herrschte große Einigkeit, dass die Opfer von Desinformationskampagnen unsere Solidarität brauchen, aber auch ganz praktische Unterstützung, was z.B. den Schutz ihrer persönlichen Daten betrifft oder die rechtliche Betreuung beispielsweise durch Opferberatungsstellen und Organisationen wie HateAid.

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