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35 Jahre nach der Erstürmung der Stasi-Zentrale: Verantwortung für Geschichte und Zukunft

Vor 35 Jahren, am 15. Januar 1990, drangen tausende Menschen in das abgeriegelte Gelände der Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg ein und entrissen der SED damit endgültig ihr wichtigstes Machtinstrument. Die anschließende gesamtgesellschaftliche Auseinandersetzung über den Umgang mit den Hinterlassenschaften der Stasi, sowie die Besetzung des Stasi-Akten-Archivs im September 1990, führten schließlich zur Öffnung der Akten der kommunistischen Geheimpolizei. Die Unterlagen bilden bis heute einen wichtigen Grundstein für die Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur und vor allem sind die Akten eine zentrale Quelle, um Verfolgte der SED-Diktatur zu rehabilitieren und sich Fakten gestützt mit den Mechanismen von Repression und Diktatur auseinanderzusetzen.

Die Vorstandsvorsitzenden vom Förderverein Campus für Demokratie e.V. mahnen an diesem
besonderen Jahrestag zur entschlossenen Förderung des Areals der ehemaligen Stasi-Zentrale als herausragender Ort der deutschen Revolutions- und Demokratiegeschichte.

Mein Kommentar:

„Das Gelände der ehemaligen Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg ist ein Leuchtturmprojekt für die Aufarbeitung staatlicher Repression und ein Hoffnungsschimmer für Demokratie- und
Friedensbewegungen weltweit. Deutschlands Erfahrungen im Umgang mit den Hinterlassenschaften der DDR-Geheimpolizei unterstreichen, wie entscheidend die Sicherung von Akten für die Aufarbeitung von Unrecht und die Rehabilitierung von Opfern ist. Ob aus China, Russland, Syrien, dem Iran, Venezuela oder Belarus – Menschen, die in diesen Ländern gegen Repression und für Gerechtigkeit kämpfen, berichten immer wieder, wie sie dieser Ort und die Aufarbeitung, die hier geleistet wurde, inspirieren. Zugleich verfallen große Teile des Areals zunehmend. Wir möchten die Geschichte fortschreiben und die ehemalige Stasi-Zentrale zu einem lebendigen Symbol für Freiheit und Menschenrechte weiterentwickeln – als Schutzraum für Menschen im Exil, kreativen Freiraum und Zentrum der Vernetzung für jene, die sich weltweit für Demokratie und Gerechtigkeit einsetzen. Eine Standortentscheidung für das ‚Forum Opposition und Widerstand 1945-1990‘ auf dem Campus wäre ein kraftvolles Signal für diese Vision.

Danny Freymark, Mitglied des Berliner Abgeordnetenhaus (CDU) kommentiert:

„Gerade in einer Zeit, in der autokratische Strukturen weltweit zunehmen und unsere demokratischen Werte auch hier in Deutschland unter Druck stehen, sind Orte wie der Campus für Demokratie unverzichtbar. Berlin hat die historische Chance, dieses Areal als internationalen Lern- und Begegnungsort über Diktatur, Widerstand und Demokratie zu sichern und zu entwickeln. Es ist dringender denn je Aufgabe von Bund und Land, den Ausbau des Areals und die Realisierung zentraler Vorhaben wie das ‚Archivzentrum zur SED-Diktatur‘ sowie das von der Robert-Havemann-Gesellschaft initiierte ‚Forum Opposition und Widerstand 1945–1990‘ entschlossen voranzutreiben und durch ausreichende finanzielle Mittel zu unterstützen. Der Campus für Demokratie sollte zudem fest in die Gedenkstättenkonzeption des Bundes integriert werden, um seine Bedeutung für kommende Generationen zu sichern.”

Kevin Hönicke, Vorstandsvorsitzender des Fördervereins Campus für Demokratie (SPD) ergänzt:

„Die ehemalige Stasi-Zentrale ist für Berlin und den Bezirk Lichtenberg ein zentraler historischer Ort, der zugleich eine Verpflichtung für die Zukunft darstellt. Es ist unsere Aufgabe, diesen einzigartigen Ort vor weiterem Verfall zu bewahren und seine Bedeutung auf lokaler Ebene sichtbar zu machen. Ein wichtiger Schritt wäre die Umbenennung des U-Bahnhofs ‚Magdalenenstraße‘ in ‚Magdalenenstraße – Campus für Demokratie‘. Ebenso ist es unerlässlich, das Areal – wo möglich und sinnvoll – in die öffentliche Hand zu überführen, um die denkmalgerechte Sicherung und die langfristige Weiterentwicklung als national und international bedeutsamen Erinnerungsort zu gewährleisten.“

Hintergrund:

Der Campus für Demokratie ist ein Erinnerungsort von deutschlandweiter Bedeutung. Hier wurde einst die Überwachung, Verfolgung und brutale Repression von Regimegegnern in der gesamten DDR zentral gesteuert. Die Stürmung des Ministeriums für Staatssicherheit gehört zu den herausragenden Ereignissen der Friedlichen Revolution und durch die gesamtgesellschaftliche Auseinandersetzung über den Umgang mit den Hinterlassenschaften der Geheimpolizei wurde das Areal zugleich zu einem bedeutenden Ort deutscher Demokratiegeschichte. Staatliche Institutionen und zivilgesellschaftliche Initiativen bemühen sich seit 2011 um die Entwicklung des Geländes zum Campus für Demokratie. Auf dem Areal haben sich bereits verschiedene Institutionen mit ihren erinnerungskulturellen Angeboten etabliert: Mit dem Stasi-Unterlagen-Archiv des Bundesarchivs und dem Archiv der DDR-Opposition der Robert-Havemann-Gesellschaft befinden sich bedeutende Bestände des kulturellen Erbe Deutschlands auf dem Gelände. Ergänzt werden sie durch wichtige Bildungsangebote wie die Freiluftausstellung ‚Revolution und Mauerfall‘, das Stasimuseum mit der Ausstellung ‚Staatssicherheit in der SED-Diktatur‘ und die Ausstellung ‚Einblick ins Geheime‘.

Weitere Impulse für die Weiterentwicklung des Campus für Demokratie finden Sie in einem Kurzpapier des Vorstands, das konkrete Denkanstöße bietet.

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